unBehindert

Der Podcast, der Barrieren bricht.

#019 Olympia für Alle

31.07.2024 43 min

Zusammenfassung & Show Notes

Olympia für Alle. Oder auch nicht? Wir unterhalten uns mit dem Experten für Inklusionssport, Christoph Pisarz, über die Olympischen und Paralympischen Spiele. Mit welchen Herausforderungen sind paralympische Sportler*innen konfrontiert? Was sind die Voraussetzungen für barrierefreien Sport?
 
In dieser Folge vom unBehindert Podcast erfahrt ihr mehr über barrierefreie Sportstätten, inklusive Infrastruktur und die individuellen Erfahrungen mit Zugangsbeschränkungen. Christoph gibt Einblicke in die Hintergründe des Vereins "Pfeffersport" und unterstreicht die Relevanz von Barrierefreiheit und Medienpräsenz in der Sportwelt. Nicht nur Olympia sondern auch der Breitensport sollte für alle Menschen zugänglich sein, ob aktiv oder als Zuschauende. Davon haben alle etwas.

Sport frei.

Links aus der Folge - Olympia für Alle
🔗 Inklusionsverein Pfeffersport e.V.: https://pfeffersport.de/
🔗 Christoph Pisarz bei Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100000923397711
🔗 Team Deutschland Paralympics: https://www.teamdeutschland-paralympics.de/events/details/paris-2024
🔗 Trailer Film "Phönix aus der Asche": https://youtu.be/g6gwGlP__cU?si=nGBDBi7p_m093DLe

Links zum Quick Tipp / Mit Sport beginnen
🔗 Deutscher Olympischer Sportbund DOSB: https://inklusion.dosb.de/
   
Viel Spaß beim Zuhören

Hat euch die Folge gefallen? Dann weitersagen und Liken. 

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📖 Buch “Menschen mit Querschnittlähmung” von Professorin Dr. Jessica Lilli Köpcke und Arne Schöning, Kohlhammer Verlag: https://shop.kohlhammer.de/menschen-mit-querschnittlahmung-33824.html

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Vielen Dank für eure Zeit und euer Interesse. Bleibt neugierig und teilt eure Leidenschaften mit der Welt, um Barrieren abzubauen. 

Bis zum nächsten Mal! 
Vanessa Köllner und Arne Schöning

Transkript

Jetzt folgen erst die richtigen Spiele. Das heißt, die haben die olympischen Spiele mal ganz schnell degradiert. Und deswegen begrüßen wir heute Christoph Pisatz. Also allein die Tatsache, dass wir jetzt schon drüber sprechen müssen, sagt ganz viel. Wir befinden uns in einem Sportjahr. Bier-Yoga. Erstmal heute in der Podcast-Folge, weil mir das das Augen glänzen sieht. Dass es deutschlandweit keine barrierefreie Sportstätte gibt. Punkt. Also das Einzige, was hier, glaube ich, so mitverwehrt worden ist, sind Welt-, Europa- und Olympiaspiele. Abgesehen davon sind wir auch einfach der schärfste Sportverein in der Galaxie. Ich fand es auch sehr spannend, einfach mal so auch den Perspektivwechsel zu haben. Willkommen bei Unbehindert, dem Podcast, der Barrieren bricht. Hier sprechen wir über das Leben mit und ohne Behinderung, teilen inspirierende Geschichten und beleuchten Barrieren, ohne die unser aller Leben leichter wäre. Jetzt genießt die nächsten Minuten mit Vanessa und Arne. Den Startlöchern und das sind die Olympischen. und die Paralympischen Spiele. Nun sind Vanessa und ich beides nicht die anerkannten Sportcracks und können gut über dieses Thema sprechen. Wir haben sicherlich eine Meinung, aber wenn wir schon über sowas sprechen, haben wir uns jemand eingeladen, der da wirklich Ahnung von hat und deswegen begrüßen wir heute Christoph Pisatz. Christoph ist in meinem bekannten Kreis der Mensch, den ich frage, wenn es um Sportangelegenheiten geht. Warum ist das so? Selber jahrelang Rollstuhlbasketball gespielt, quer durch alle Spielklassen und er ist Bereichsleiter beim größten Inklusionssportverein Deutschlands oder einer der größten Inklusionssportvereine Deutschlands, Pfeffersport in Berlin und ist dort für die Sportstätten verantwortlich. Also wer kann uns mehr darüber erzählen, wie es ist? Zum Sport zu gehen, aktiv oder auch als Zuschauer. Herzlich willkommen, Christoph. Vielen Dank, Arne. Vielen Dank auch Vanessa für diese Einladung. Ich freue mich, hier mit euch einen wunderbaren Podcast aufzunehmen und in dem Sinne begrüße ich natürlich auch unsere Zuhörenden. Habe ich irgendwas im Intro vergessen? Nein, das war schon ein sehr schönes Intro. Ich bin von klein auf mit dem Sport aufgewachsen, habe früher als Kind Leichtathletik betrieben, dann kam ich irgendwann zum Skifahren, bin Rollstuhlbasketballer seit 25 Jahren jetzt gewesen. Immer noch in der Orga tätig, auch beim Förpersport e.V. Darf dort auch die Perspektivwechselprojekte betreuen für unter anderem Schulen, wo wir eben den Rollstuhl als Sportgerät darstellen. Und somit hat mich mein Leben lang eigentlich Sport begleitet, wie bei allen anderen Menschen auch. Nur, dass ich eben nicht nicht behindert bin, sondern eben von Geburt an auf einen Rollstuhl angewiesen. Kennengelernt haben wir beide uns, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, das sind viele Jahre her, über das Buchprojekt Menschen mit Querschnittlähmung. Kann man gleich nochmal ein bisschen Cross-Promotion machen. Also wer da mal wissen will, was wir da beide damals verzapft haben, soll mal in die Shownotes gucken, da packen wir den Link rein. Aber darum soll es heute nicht gehen. Heute soll es darum gehen, was für Barrieren oder vielleicht doch nicht Barrieren wir so beim Thema Sport haben und so ein bisschen wollen wir auch schon Ausblick in Richtung Olympische Spiele machen. Ja, guter Punkt. Olympische Spiele, nächste Woche geht es los oder schon jetzt in ein paar Tagen. Danach finden die Paralympics statt. Ist das richtig? Das ist komplett korrekt. Wir befinden uns in einem Sportjahr. Wir hatten ja nicht nur die Handball-Europameisterschaft und jetzt die Europameisterschaft im Fußballball. Jetzt kommen dann noch die Olympischen Spiele in Paris und dann vier Wochen später standardmäßig die Paralympischen Spiele. Para in dem Fall vom griechischen danach folgend, also nicht von dem Parapläge, gar wie man vielleicht denken könnte. Es ist schon immer so, dass die paralympischen Spiele nach den olympischen Spielen folgen. Also allein die Tatsache, dass wir jetzt schon drüber sprechen müssen, sind sie danach, parallel, was auch immer, sagt ganz viel. Ich habe mir ehrlich gesagt jetzt noch nicht so oft Gedanken darüber gemacht, aber was haltet ihr denn davon, dass diese Reihenfolge einfach besteht? Erst die Olympioniken und danach dürfen die Paralympiker ran. Das ist eine spannende Frage, die glaube ich über viele Bereiche und Punkte erstmal erklärt werden sollten. Also ich finde als aktiver Sportler und als Mensch mit einer Behinderung, dass man... Menschen, unabhängig ihrer Voraussetzungen, individuellen Voraussetzungen, dennoch gleichberechtigt behandeln sollte. Das ist die klassische Definition von Inklusion. Und dazu gehört für mich dann eben auch, dass paralympische Spitzensportler genauso möglichst behandelt werden wie olympische Spitzensportler. Dass das nicht passiert, sehen wir daran, dass die mediale Wahrnehmung im Grunde genommen nicht gegeben ist. Immer wenn ich mit meinen Studierenden der Medical School Berlin über dieses Thema mediale Wahrnehmung spreche und man dann so Fragen in den Raum wirft, wer kennt Manuel Neuer, wer kennt Michael Schumacher, wer kennt, was weiß ich, Franziska von Almsick als Beispiel, dann melden sich immer 90 bis 99 Prozent. Und zwar irgendwie kennen alle jeden. Die wissen zwar manchmal dann nicht, aus welcher Sportart oder so, aber sie kennen sie. Und genau das ist das Ergebnis von medialer Wahrnehmung. Und wenn man dann die parallelen SportlerInnen aus demselben Bereich abfragt, eine Elena Semmelstein, eine Marianne Bungenhahn zum Beispiel oder so, meldet sich quasi keiner. Oder wenn es hochkommt, mal ganz grob aufgerundet, vielleicht 5%. Das ist aber viel zu wenig. Und das ist das eigentliche Problem. Wenn die mediale Wahrnehmung gleich wäre und damit auch Sponsorenverträge gleich wären, dann könnten die paralympischen Athletinnen und Athleten natürlich von diesem entsprechenden Geld der Sponsoren leben und könnten sich 24-7 auf ihren Sport konzentrieren. Aktuell ist es aber so, zumindest in Deutschland, dass diese Förderung beispielsweise über den Bund oder über die Polizei nicht für paralympische Athleten meines Wissens umgesetzt wird und sie deswegen parallel zu ihrer eigentlichen Sportlaufbahn eben ganz normal noch arbeiten gehen müssen. Ich kenne das jetzt zum Beispiel von Katharina Krüger, einer der erfolgreichsten Rollstuhltennisspielerinnen. Sie ist natürlich dann mal freigestellt mit Sonderurlaub und ähnliches für ihre Qualifizierungsspiele und Turniere. Aber im Prinzip muss sie sich trotzdem ganz normal, wie wir uns auch, um die Arbeit kümmern. Und das kann natürlich längerfristig nicht professionell genannt werden. Ich bin da ja auch, Entschuldigung, wenn ich das ins Wort falle, ich bin da auch so total hin und her gerissen. Also ich bin jetzt eher der passive Mensch. Ich bin ja nicht mehr alltäglich im Sport unterwegs. Das habe ich ja vor ein paar Jahren beendet. Ja. Ich glaube, man muss gar nicht darüber diskutieren, ob die zum gleichen Zeitpunkt und am gleichen Ort stattfinden, sondern man muss eher darüber diskutieren, wie wird darüber berichtet und wie präsent ist das Ganze. Und dann ist es, glaube ich, egal, ob das zwei Wochen vorher, zwei Wochen später stattfindet. Aber wenn genauso viele Moderatoren und genauso viele Kameras und genauso viel Live-Übertragung bei den Paralympischen Spielen stattfinden würde, wie bei den, ich sage jetzt mal, normalen Olympischen Spielen, dann wäre, glaube ich, aus meiner Sicht zumindest schon vieles besser, oder? Genau da wird es ja schwierig. Wenn man das nacheinander abfolgen lassen würde, so wie man es jetzt macht, dann braucht man natürlich noch viel mehr Zeit bei den ganzen MedienvertreterInnen. Und die wollen dafür natürlich auch bezahlt werden. Wenn aber der Fördertopf nicht so groß ist, wird das Ganze schon wieder finanziell etwas schwieriger. Hinzu kommt ein weiterer Punkt, der war unter anderem in Rio so, da hatte ich auch von einigen dort vor Ort bestehenden AthletInnen von gehört, dass die vier Wochen dafür genutzt wurden, das Olympische Dorf umzubauen, weil schlicht und ergreifend die Türbereiten zu schmal geplant wurden für zum Beispiel E-Rollstuhl-Fahrende. Und das ist ja eine weitere logistische Frage. Das Dorf müsste dann, ich sage jetzt mal grob, vielleicht doppelt so groß sein, damit alle zeitgleich unterkommen. Rein als Zuschauer, rein als aktiver Teilnehmender aus dieser Sicht würde ich sagen, es ist ähnlich wie bei Jugend trainiert für olympische Spiele, also auch paralympische Spiele, total toll, wenn es wirklich parallel läuft. Wir können nicht einen Rollstuhlfahrenden mit einem Fußgänger vergleichen, weil Rollstuhlfahrer sind unter 400 Meter immer langsamer, hat was mit der Physik und so weiter zu tun. Ab 400 Meter sind sie aber immer schneller, das sieht man unter anderem beim Marathon. Und deswegen wäre das so ein bisschen Apfel mit Birnen zu vergleichen. Wenn sie aber, ich sage jetzt mal, vormittags die Fußgänger und nachmittags die Rollstuhlfahrerinnen starten würden und parallel damit eine Karte gelten würde, dann könnte man auch, glaube ich, die Gesellschaft, die aktuell vielleicht nicht so viel bis jetzt davon gehört hat, natürlich viel stärker davon begeistern. Wir haben es in London 2012 gesehen, dass auch Karten gekauft wurden für die Paralympischen Spiele. In London hat man aber eine riesen Werbekampagne gefahren, die sinngemäß war, jetzt folgen erst die richtigen Spiele. Das heißt, die haben die Olympischen Spiele mal ganz schnell degradiert zu den kleineren Spielen. Das war eine komplette Werbekampagne, was man auch in dem Film Phoenix aus der Asche sehr gut nachempfinden und vollziehen kann. Da wurden mich die entsprechenden Interviews geführt. Ja, krass. Also ich bin mir auch unsicher, was die Lösung ist. Alles zusammenschmeißen oder nacheinander. Aber ich glaube, der große Tenor ist wirklich, wir müssen in der Gesellschaft und auch in den Medien sagen, über beide Sportarten oder beide…. Sportart Typen muss identisch berichtet werden. Du hast mir in unserem Vorgespräch schon so ein bisschen gesagt, da war ich selber jetzt total geplättet, dass es dieses Jahr zum allerersten Mal so ist, zur Primetime Paralympische Spiele in Deutschland live übertragen werden. Das war mir gar nicht bewusst. So ist es jedenfalls geplant, so habe ich es gelesen, dass zum Beispiel dann der 100-Meter-Sprint, so wie er standardmäßig bei den Olympischen Spielen in der Primetime oder zur sehr guten Werbezeit, sagen wir es mal so, gezeigt wird, auch dann gezeigt werden soll. 2012 waren es noch die ersten Spiele in London, wo die öffentlichen Rechtlichen überhaupt dazu verpflichtet wurden, mehr als ein paar Minuten zu übertragen. Mittlerweile mit Livestream und so weiter hat sich da auch schon sehr viel getan. Wir sind aber trotzdem, zumindest was hier in Deutschland angeht, noch mit der Sportförderung etc. Sehr weit zurück. Ich komme jetzt aus dem Pfeffersportbereich, das ist ein Breitensportverein. Und der Breitensport ist eben die Grundlage dessen. Und dort ist die Förderung halt auch sehr, sehr schwierig. Und wenn wir aus der Grundlage nicht die Spitze heraus fördern können, wird es sehr schwierig. Da sind wir oder da sind andere Länder schon um ein Vielfaches weiter. Alleine Großbritannien hatte sich da extrem gewandelt für die Spiele 2012. Australien zum Beispiel, Kanada und so weiter haben eine professionellere Förderung beziehungsweise Darlegung für ihre Spitzenathleten. Aber das sind dann auch Länder und Städte, wo die Paralympischen Spiele in den letzten Jahren mal stattgefunden haben. Australien, London, also Sydney, London. Da ist dann das Bewusstsein irgendwie anders. Warst du mal in einer dieser Städte nach den Paralympischen Spielen? Ich selbst war nicht in so einer Stadt, aber ich habe natürlich genug Kontakte, die entsprechend da waren und auch all diese Städte haben immer davon profitiert, dass die Paralympischen und Olympischen Spiele dort stattfanden und entsprechend das U-Bahn-System oder allgemein das infrastrukturelle System wirklich barrierefreier gestaltet wurde. Ein sehr guter Freund von mir war jetzt auch erst in Japan zwischen Februar und März 2024 und konnte dort vier Wochen lang Urlaub machen mit dem Zug. Als er in Deutschland ankam, hat er dann als allererstes einen defekten Aufzug erlebt und hat Deutschland zum Entwicklungsland erklärt. Da hier ja selten in diesem Bereich was funktioniert. Jetzt in Paris, was ich so höre, Kirsten Brun und ich hatten uns letztens erst darüber unterhalten, die ja auch als ARD oder ZDF-Expertin vor Ort sein wird, dass in Paris die Spiele dort stattfinden, wo es schon barrierefrei ist. Das heißt, die ganzen Experten vermuten, dass es in Paris jetzt nicht so kommen wird, dass die ganze Stadt dann doch barrierefreier wird. Wir werden sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Vanessa weiß genau, warum ich jetzt so explizit nachgefragt habe. Ja, ja. Ich habe mal in Paris gelebt und nächstes Jahr ist es 20 Jahre her und die Gelegenheit wollten wir nutzen, um dann mal nach Paris zu fahren. Und uns die Stadt mal wieder gemeinsam anzuschauen und halt davon zu profitieren, dass es hoffentlich barriereärmer geworden ist. Also mal schauen. Wir haben jetzt aber auch schon von Freunden gehört. Zumindest in diesem Jahr war noch nicht allzu viel passiert, aber das bezog sich auch wirklich auf die City. Ich wünsche euch einen schönen Urlaub auf alle Fälle und bin total begeistert, wenn ihr das, was ich eben gesagt habe, einfach nur widersprecht. Weil dann freue ich mich für die Gesellschaft, dass es einfach in die richtige Richtung geht und nicht so bleibt, wie es vielleicht vor 100 Jahren schon war. Ja, wir lassen uns auch überraschen. Wie gesagt, der Plan war eigentlich so, Mensch, wie genial, da ist eine Stadt, ein Jahr vorher haben die Paralympischen Spiele stattgefunden, das muss ja eigentlich perfekt dann passen. Wir lassen uns überraschen und wir werden hier an dieser Stelle davon berichten. Aber vielleicht nochmal so abschließend zu dem Thema, wenn dich jetzt jemand morgen fragen würde und sagen würde, hier, du hast jetzt die Entscheidung, Paralympische Spiele zur gleichen Zeit am gleichen Ort oder getrennt voneinander, wie würdest du als Paralympischer oder im Olympischen Komitee entscheiden? Ich würde es zukunftsorientiert zusammenlegen. Nicht die Sportarten, denn die kann man wie gesagt nicht miteinander vergleichen, aber so wie Jugend trainiert es schon vormacht und damit eigentlich schon einen Schritt weiter ist, als wenn man so will die nachfolgende Veranstaltung, sollte man es zusammenlegen. Es ist einfach ein großartiges Event, wenn zum Beispiel eine große Basketballhalle besteht und auf der einen Seite wird Fußgängerbasketball gespielt und auf der anderen Seite Rollstuhlbasketball und die Fußgänger haben was davon, die Rollstuhlbasketballer haben was davon und die Zuschauenden sowieso. Lassen wir uns mal überraschen, wann es so weit sein wird. Ich weiß gar nicht, was ist denn nach Paris dran? Oh, keine Ahnung, Amerika, soweit ich weiß. Ah, da stehen die Chancen ja. Die sind da ja schon ein bisschen weiter. Also ich finde ja immer so ein bisschen, wenn man über paralympischen Sport redet, muss man ja finde ich auch die etwas traurige Entstehungsgeschichte dazu sagen. Wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, korrigiere mich, wenn das nicht so ist. Aber es ist ja eigentlich aus dem versehrten Sport entstanden. Also vor allem die Nationen, die sehr viele Menschen in Kriegsgebieten hatten, wo sehr viele Versehrte wieder zurückgekommen, Abortierte, haben sie vor allem in England damit begonnen, Sportarten zu entwickeln und Sportangebote zu machen. Und das ist ja eigentlich der Ursprung der Paralympischen Spiele. Und ich glaube, bei aller Freude, wo wir uns jetzt hin entwickelt haben, sollte man das zumindest nicht vergessen und mal erwähnen. Das ist definitiv so. Da gebe ich dir auch komplett recht. Vielleicht war das auch der Grund, weswegen 2012 in London sie nochmal einen Schritt in die richtige Richtung gehen wollten und gegangen sind. Die Stadien waren voll. Ich möchte es mal vergleichen, zum Beispiel mit den Para-Leichtathletik-Europameisterschaften als auch mit den Leichtathletik-Europameisterschaften, die vor zwei Jahren, wenn ich mich jetzt richtig daran erinnere, in Berlin stattfanden. Das Olympiastadion zu den Leichtathletik-Euro-Meisterschaften war voll und zwei Wochen später fand die Para-Veranstaltung statt. Es gab keine Informationen, es gab keinen Link dazu, es wurde nicht miteinander gearbeitet und das Stadion des Jahn-Sportparks, was für den Para-Leichtathletik ausgesucht war, war im Grunde genommen leer. Es waren nur die vor Ort ansässigen Athletinnen und Athleten, als auch ihr Team und Familie vorhanden. Wir reden aber hier von dem Olympiastadion mit 70.000 Zuschauenden und wir reden von dem Jahnstadion mit 20.000. Und wenn das Jahnstadion schon quasi leer ist, dann wäre es im Olympiastadion wirklich verloren. Und wenn man das jetzt auch wieder miteinander vergleicht, also dieselben Stadien, dieselben Städten zu nutzen. Würde es einfach bloß sehr kläglich, glaube ich, nach außen dargestellt werden. Und das ist auch einer der Knackpunkte, weswegen die Medien und die Sponsoren nicht darauf anspringen, weil es eben nicht goldig dargestellt wird, beziehungsweise als solches benannt wird. Was es aber ist, man darf nicht vergessen, dass die Athletinnen und Athleten denselben körperlichen Einsatz zeigen und darüber hinaus natürlich auch noch so ein Hilfsmittel ein bisschen mehr kostet als irgendwelche Laufschuhe, die man mal schnell kaufen könnte. Und in dem Zusammenhang natürlich dann auch eine Förderung viel, viel mehr Gold wert ist. So benenne ich es jetzt einfach mal. Und somit sollte man auch nicht vergessen, dass die olympischen und paralympischen Spieler als Beispiel durch Otto Bock in den letzten Jahren immer sehr stark gefördert wurde. Einer der weltgrößten Prothesenhersteller Berlin sozusagen, jetzt mittlerweile in Deutschland ganz ansässig und auf der Welt. Das darf man nicht dabei vergessen, dass man solche Unterstützung eben auch benötigt. Aber Hilfsmittel, ich finde, damit sprichst du schon was ganz Spannendes an. In dem Fall ist es ja kein Hilfsmittel, sondern ein Sportgerät, was die Aktiven nutzen. Und du warst ja auch selbst jahrelang jetzt sehr, sehr aktiv. Das Einzige, was dir, glaube ich, so mitverwehrt worden ist, sind Welt-, Europa- und Olympiaspiele. Aber sonst hast du wahrscheinlich alles mitgenommen irgendwie als Aktiver, oder? Wie ist denn das von den Barrieren, als Aktiver an diese Sportmittel heranzukommen, um als Mensch mit einer Einschränkung aktiv Sport treiben zu können? Also der Weg dahin ist eigentlich relativ kompliziert. Und somit ist es immer von Vorteil, wenn ein Verein gewisse Sportgeräte schon vorhält, damit man als unbekannte Person, die man vielleicht was ausprobieren möchte, das auch ausprobieren kann. Rollstuhl-Basketball, in dem Fall, wo ich jetzt sehr lange aktiv war, da kostet so ein Stuhl zwischen 6.000 und 10.000 Euro. Und wenn man zwölf Stühle braucht, pro Mannschaft Minimum, dann ist man da schon bei einem bisschen Geld. Bäm. Bäm, genau. Der Vorteil ist, wenn man noch unter 18 Jahre alt ist, dann muss man, weil man ja jetzt an dem Sportunterricht in der Schule teilnehmen soll, inklusiv, muss es eine Förderung geben. Sobald man aber über 18 Jahre alt ist, wird diese Förderung nicht mehr benötigt, weil man eben auch aus der Schule raus ist. Und dann ist es in der Regel wirklich so, dass man dieses Sportgerät selber kaufen muss oder man findet Sponsoren. Und jetzt fängt die Kurve wieder von vorne an, Denn wenn man Sponsoren schneller finden würde, durch eine mediale Wahrnehmung, wäre vieles leichter. Ja krass, bin da wirklich ein bisschen geflasht, weil wenn man das hier wirklich mal auf eine Mannschaft hochrechnet, das ist ja gigantisch. Und wenn ich überlege, was ich zum Basketballspielen brauche, also im schlimmsten Fall eher Jordan für 150 Euro und einen Basketball für 50 Euro. Und dann kann ich auf der Straße irgendwo mit Streetball loslegen. Das ist natürlich schon echt krass. Hast du da auch noch Beispiele von anderen Sportarten mit den Sportgeräten? Also es ist ja... Teilweise wirklich Hightech, die da zum Einsatz kommt. Das komplette Hightech. Natürlich ist es so, dass zum Beispiel im Rollstuhltennis, im Rollstuhlrugby, im Rollstuhlbasketball, wo man überall eine Art Sportrollstuhl benötigt, die eine gewisse Basis hat, liegen wir immer so bei 5.000 bis 10.000 Euro. Natürlich kommt beim Rollstuhltennis noch der Schläger dazu und so weiter. Und wenn man dann Richtung Leichtathletik geht, zum Rennrollstuhl, dann sind wir auch ganz schnell ab 6.000, 7.000, 8.000 Euro aufwärts. Und so ist es eigentlich in vielen anderen Branchen auch, egal welche Sportart man nimmt. Schwimmen beispielsweise braucht man natürlich nur sich. Man muss halt eine gewisse Affinität zum Wasser haben. Aber da ist es eben so, dass zumindest in Deutschland es sehr, sehr wenige Bereiche gibt, Es gibt schlicht und ergreifend funktionierende Schwimmhallen, zum Beispiel in Berlin, werden gerade sehr viel saniert. Viele Bezirke haben teilweise nur eine einzige Schwimmhalle, die dann aktiv ist. Der Kampf um diese Sportstätten ist noch viel, viel größer als um die sogenannten gedeckten Sportstätten, wo wir dann von Sportleihen sprechen, die auch extrem im Minus sind. Ich gebe ein Beispiel für alle die, die vielleicht Berlin kennen, das große Tempelhofer Feld in Berlin, ehemaliger Flughafen. Bildlich besprochen hätte man 2019 dieses gesamte Feld mit Sporthallen bedecken müssen, also zubauen müssen, plus oben auf dem Dach noch Bordplätze, um den damaligen Bedarf zu decken. Das wurde mir jedenfalls in der politischen Runde so damals bildlich erklärt. Und wenn man sich das mal wirklich überlegt, wir reden da von einem Flughafen, das Tempo verfällt, was von Fahrradwaren genutzt wird und die eine äußere Radstrecke sechs Kilometer im Umfang betrifft, dann ist das wirklich viel. Viel, viel Holz, was da gebaut werden müsste, um wirklich den eigentlichen Bedarf von damals zu decken. Und wir sind jetzt einfach fünf Jahre weiter. Wir haben viele Zugezogene, die natürlich auch ihre Kinder irgendwie in die Schulen stecken wollen und möchten. Und dann kommt viel, viel mehr Bedarf noch hinzu. Und das ist eine Herausforderung. Ja, ist krass. Und dann gibt es wahrscheinlich eine Verdrängung zwischen dem normalen Schulsport und dem Behindertensport. Genau, generell ist es in Deutschland eine Ländersache, von daher kann das jetzt in vielen anderen Bereichen natürlich auch nochmal ein bisschen abweichen, aber in der Regel ist es so, dass bis 16 Uhr primär die Schulen diese Sportstätten nutzen dürfen und wenn die Schulen dann einen Mehrbedarf haben, bis 18 Uhr zum Beispiel die Sportstätten, warum auch immer, nutzen müssen, werden Sportvereine ganz normal verdrängt zeitlich. Und wenn man rein regulär ab 16 Uhr in diese Sportstätten rein darf, muss man als organisierter Sport in einem Sportverein einen Antrag entsprechend stellen. Aber das machen ja ganz viele Vereine. Das heißt, die Bezirksämter, in dem Fall in Berlin, sind dann dafür verantwortlich oder auch die Senatsverwaltung, diese dann möglichst gleichberechtigt zu verteilen, wenn dann doch mal Zeiten übrig sind, was total selten der Fall ist. Das passiert häufiger auf ungedeckte Sportflächen, das heißt zum Beispiel 400 Meter Laufbahn. Dann können auch die Bürger ganz offiziell da einfach unangemeldet drauf und das als Sportfläche nutzen. Dafür steht zumindest das Land Berlin, aber dafür, entsprechend der Nutzungsverordnung, dürfen wir auch als Vereine diese Sportstätten kostenlos nutzen. Das muss man auch dazu natürlich ganz klar sagen. Es ist trotzdem eine Herausforderung, eine Aufgabe, erst recht, wenn man beobachtet, dass die Adipösität in der Gesellschaft zunimmt, dass die Bewegung bei Kindern abnimmt und dass beispielsweise auch immer weniger Kinder schwimmen können und das natürlich im Sommer dann eine große Herausforderung ist, dass es nicht noch mehr Badeunfälle gibt. Ja, plus viele der Sportstätten sind ja noch nicht mal barrierearm oder barrierefrei. Also ich glaube, für Sportgruppen, die halt keine Läufer sind, für die ist es ja noch schwerer, weil sich die Anzahl der Stätten ja auch noch mal minimiert. Die Voraussetzung, um Rollstuhlsport oder Parasports umzusetzen, Ist natürlich um ein Vielfaches höher. Man braucht viel mehr Platz, um die Hilfsmittel unterzustellen. Man braucht die Zugänge, die Zuwägung überhaupt zu den Sportstätten. Also wie ist die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel zum Beispiel im urbanen Raum? Wenn man das mitten auf dem Land hat, benötigt man ein Auto. Viele können sich das aber natürlich nicht leisten, weil sie vielleicht keinen Job, keine Arbeit haben, wie auch immer. Dann bräuchte man einen Shuttle-Service und so weiter. Das sind natürlich extreme Herausforderungen. Wenn man sich nur die Sportstädte an sich anschaut, dann behaupte ich und ich habe unter anderem in Berlin den Kriterienkatalog für inklusive Sportstätten, fürs Netzwerk Sport und Inklusive in Berlin geschrieben, dass es deutschlandweit keine barrierefreie Sportstädte gibt. Punkt. Aber woran machst du das fest? Es gibt stufenlose Sportstätten. Das bedeutet, als Rollstuhlfahrer kannst du stufenlos in dieses Gebäude hinein. Zur Barrierefreiheit gehört aber eben auch, dass es viele taktile Elemente gibt, dass es entsprechende Informationen gibt in verschiedenen Sprachen, unter anderem in Gebärdensprache. Wo muss ich hinflüchten, dass es nicht nur in dem Sportraum, also in der Sporthalle an sich, ein Zwei-Wege-Prinzip gibt, das dich vor Notfällen wie Notalarm oder andere Alarmarten warnt, sondern vielleicht auch in der Dusche und in der Umkleide. Da gibt es aber schlicht und ergreifend diese Maßnahmen nicht. Und wenn ich jetzt eine Person wäre, die eine Seheinschränkung hat und gerade unter der Dusche stehe, dann kriege ich vielleicht gerade so mit, dass es irgendwo was ertönt. Wenn ich aber gar nichts hören kann und unter der Dusche stehe, dann bekomme ich schlicht und ergreifend nicht mit, dass auf der anderen Seite das Gebäude brennt. Und das gehört auch zur Barrierefreiheit dazu. Und diese fehlt, da die DIN-Norm es einfach nicht vorsieht. Ja, krass. Dinge, an die wir jetzt natürlich, ich meine, ja, ich gucke auf Rollstuhl, aber dass es darüber hinaus ja noch ganz, ganz viele andere Sachen gibt, Da achtet man nicht drauf. Was hast du denn persönlich mal bei einer sogenannten barrierefreien oder inklusiven Sportstätte erlebt, so in deinem Alltag? Ich habe, also... In Berlin gibt es gerade eine Schulbau-Offensive und da gibt es eine fertig gebaute Typensporthalle, so nennt sich das. Es wurden mehrere Sportstätten oder Sporthallen, überall in Berlin werden die gebaut und man wollte damit sparen. Es wurde unter anderem so weit gespart, dass diese Typensporthalle nicht mal einen Aufzug hat, sondern nur einen Lift. Und der Unterschied ist der, dass man bei einem Lift bewegende Außenwände hat und eben einen Knopf, den man dauerhaft gedrückt halten muss. Damit man fährt. Wenn aber jetzt eine Person, warum auch immer, muskulär nicht in der Lage ist, weil sie eine Muskeldystrophie zum Beispiel hat oder starke Spasmen oder so und es nicht schafft, diesen Knopf zu drücken und dann zwischen den Etagen einfach stehen bleibt und diesen Knopf nicht mehr, also den Arm nicht mehr zum Knopf bewegen kann, dann hängt sie da einfach. Die Feuerwehr müsste gerufen werden, man muss die dann die Person da irgendwie rauskriegen oder schlicht und ergreifend verbrennt sie, wenn ein Notfall dann bestünde. Oder in derselben Sporthalle gibt es einen Duschrollstuhl, der vier kleine Räder hat. Ich habe dann schon in der Bild-Zeitung die Schlagzeile gelesen, Lehrer duscht Schülerin oder Lehrerin duscht Schüler. Das sind so Voraussetzungen, die man eigentlich nicht braucht und die nicht passieren würden, wenn man als Politik von vornherein Menschen wie dich oder Arne oder mich in diese Planung mit einbezieht und wir von vornherein sagen, auf gewisse Dinge muss man achten. Denn wenn man diese Dinge kennt und weiß, dann ist diese Planung nicht mal teurer. Dann sind wir kostenneutral, aber wesentlich weiter. Und das sind so ein paar Dinge, Oder Anekdoten, die man da unter anderem hat oder ja, dass man, dass die Lampen nicht leuchten bei einem Notalarm und trotzdem gab es eine Abnahme und die Senatsverwaltung hatte sich dann plötzlich gewundert, wie die Abnahme eigentlich entstehen konnte, denn das sind ja nun mal Voraussetzungen, da wurde gerade Sport getrieben und der Notalarm war noch nicht mal ans Netz angeschlossen und solche Sachen, naja, da fragt man sich immer, wie kommen die 10 Millionen zustande. Wir waren mal auf einem parlamentarischen Abend zusammen und da saßt du mit auf der Bühne und hast mit dem Politiker diskutiert und da ging es um, das fand ich total skurril, um eine Sporthalle, die für mehrere Millionen gebaut worden ist. Und dann hat man danach festgestellt, ups, die Menschen mit Behinderung kommen da gar nicht hin, weil der öffentliche Nahverkehr, der da hinfährt, gar nicht barrierefrei war. Also man hat gar keine Chance gehabt, dort Sport zu machen und dort hinzukommen. Genau, in Lichtenberg ist eine Doppelhalle entstanden für 12 Millionen. Ich glaube, 80 Prozent davon wurden von der EU gefördert. Man hatte immer gesagt, da soll Inklusionssport stattfinden. Nachdem man aber festgestellt hat, dass man im ganz klassischen Schulbau-Denken diese Sporthalle baut, war klar, dass das gar nicht mehr umgesetzt werden kann. Deswegen wurde das dann wieder zurückgenommen und es war dann einfach nur eine normale Schulbausporthalle. Und deswegen fehlten dann unter anderem dort auch Spiegel. Das ist Vandalismusvorbeugung. Und wenn Spiegel da waren, waren sie minimal klein und hingen richtig hoch, sodass man sich niemals im Sitzen hätte sehen können. Das waren dann auch so solche Sachen. Genau, aber das zeigt auch der Kriterienkatalog, dass, wenn man sich schon einen Standort aussucht, dann auch die Umgebung angepasst werden soll. Und so passiert es zum Beispiel gerade auch beim Jahn-Sportpark, der möglichst zügig zum Inklusionssportpark umgebaut werden soll. Wir sind aber jetzt auch schon seit zehn Jahren an dieser Planung dran. Und auch dort ist es so, dass die BVG entsprechende Konzepte vorliegt, um die gesamte Umgebung barrierefreier zu gestalten. Das ist dann definitiv cool, weil... Das aktive Treiben ist ja das eine, aber bei mir jetzt Vergangenheit. Aber ich würde ja auch ganz gerne mal zur Sportveranstaltung hingehen, also als Besuchender, als Gast. Bis jetzt habe ich schon sehr gute Erfahrungen gesammelt, aber ich habe auch schon bei dem einen oder anderen Handballspiel zum Beispiel in der Halle gesessen und die letzten fünf Minuten quasi nur noch einen Audio-Stream gehabt, weil sobald dann das Publikum vor mir aufgestanden ist, hatte ich, wenn ich Glück habe, noch den Anzeigenwürfel im Blick und ansonsten sehr viele attraktive Hinterteile der Menschen, die vor mir gesessen haben vorher. Aber ein bisschen tut sich da was, oder? Ich wollte gerade sagen, da sei doch schon mal froh, dass die Hinterteile attraktiv waren. Also es kann auch manchmal anders laufen. Da tut sich was auf theoretischer Ebene hinsichtlich der DIN-Norm, wo dann auch bestimmte Blickwinkel und so weiter mit einbezogen werden, sodass man halt die erste Stehreihe ein bisschen tiefer senkt, sodass man rein theoretisch dann was sehen kann. Aber wie immer in der Planung werden standardisierte Menschen angenommen und wir alle sind ja nicht Standard. Das heißt, wenn dann einmal ein bisschen niedriger sitzt oder mein Lieblingsmoment ist immer noch, wo ich beim Eishockey zum Beispiel war in der heutigen Uber Arena und neben mir war ein E-Rollstuhlfahrer auf Augenhöhe, wir haben gequatscht, gemacht, getan. Und mitten mal fährt er seinen E-Rollstuhl hoch und ich sehe dann kein Hinterteil, es ist dann ziemlich viel Technik. Sowas kann natürlich auch mal passieren. Deswegen versucht man eigentlich schon, gewisse Dinge natürlich umzugestalten. Die Euro24 hat es sehr viel deutschlandweit dazu beigetragen, dass viele Fußballstadien hinsichtlich der Rollstuhlplätze einfach quantitativ steigen. Im Olympiastadion zum Beispiel gibt es mittlerweile flexible Sitzsysteme, wo dann inklusiv und einfach interaktiv an bestimmte Situationen angepasst vieles werden könnte. Beispielsweise, dass ein Rollstuhlfahrer mit seiner Familie, zwei Kinder, eine Partnerin oder ein Partner dazukommen können und alle können nebeneinander sitzen. War ja vorher nie der Fall. Dann durfte man eine Begleitperson mitnehmen und der Rest war dann irgendwo verteilt. Oh ja, das kennen wir bei der Sanne. Genau, wir hatten auch letztens gerade das Thema. Deswegen ist es für gemeinsame Momente natürlich wirklich nicht fördernd. Aber genauso lassen diese Sitzsysteme es zu, dass ein Fußgänger mit vier Rollstuhlfahrenden dahin kommt und auch alle nebeneinander sitzen können. Wird in vielen Stadien, beispielsweise in Frankfurt, auch schon getestet. Hoffen wir, dass es für die Euro24 bzw. Danach jetzt folgend bleibt. Ich weiß, im Olympiastadion ist das so. Ich weiß aber auch, in Dortmund wird vieles wieder zurückgebaut. Schade eigentlich, dass man dann so einen Moment verpasst. Ich hatte noch ein skurriles Erlebnis als Zuschauer und zwar bei der WM in Deutschland. War ich einer der Glücklichen, die im Stadion waren beim Elfmeterschießen. Deutschland gegen, was war es, gegen Argentinien? Ne, was war es im Halbfinale? Deutschland, Argentinien. Hier der berühmte Lehmann-Zettel und so. Und als ich da ins Stadion wollte, stand die Security so ein bisschen ratlos vor mir und sagte dann, ich möge doch bitte mal aufstehen, Sie müssten jetzt mein Sitzkissen durchleuchten. Ach Gott, okay. Das habe ich aber auch noch nicht gehört. Du am Flughafen auch jedes Mal. Also wirklich skurril. Als ich ihnen dann erklärt hatte, dass das nicht ging, haben sie dann die Kontrolle gleich komplett eingestellt. Und ich war mit meinem komplett eigenen privaten Glas Bierflaschen im Stadion. Weil danach haben sie sich dann gar nichts mehr getraut und haben überhaupt nichts mehr kontrolliert an mir. Da merkt man doch schon auch, dass es einfach noch nicht für die Leute, die da arbeiten, auch Routine ist oder Normalität geworden ist. Ich weiß gar nicht, ob es Routine oder Normalität ist oder ob es schlicht und ergreifend die heutige Gesellschaft ist, die vieles nicht mehr so locker, wie ich finde, subjektiv betrachtet hinnimmt oder einfach macht, sondern politisch korrekt versucht 1A zu sein. Aber wir Menschen werden, glaube ich, nie 1A sein. Wir müssen immer so ein bisschen mal miteinander arbeiten und im Kompromiss leben. Das sehe ich da eher an Schwierigkeit. Und ich bin auch die ganze Zeit am überlegen, ob man das nicht einfach mal zu einer Art Fortbildung bringt und sämtliche Security-Leute darauf hinweist, wie man auch mal einen Rollstuhlfahrenden, ob im E-Rollstuhl oder im Aktivrollstuhl oder wo auch immer, durchleuchtet, scannt, ohne politisch unkorrekt zu sein. Und dann andersrum denke ich mir dann wieder, dann ist es genau das, wenn die dann alle Bescheid wissen, werde ich ein paar Wochen später dann richtig kontrolliert, wo ich jetzt gerade sage, eigentlich ist es auch mal ganz geil, dann einfach so durchzurutschen. Ich habe natürlich nichts Falsches vor, aber ich frage mich auch die ganze Zeit, warum nicht manche Menschen auf der Welt, nennen wir sie Terroristen, diese Schiene einfach mal missbrauchen. Jetzt bringe ich noch solche Vorschläge. Also wir haben uns das tatsächlich gedacht, als wir das letzte Mal nach Spanien geflogen sind, was wir nicht alles noch so hätten im Rollstuhl irgendwie schmuggeln können. Naja, aber man geht jetzt nicht davon aus, dass man da irgendwelche kriminellen Gedanken hat, aber ich finde ja auch manchmal der Humor und das offene und lockere Zugehen ist wichtiger als die politische Korrektnis. Also ich meine, wenn der einfach gefragt hätte, hey, wie sieht's denn aus? Wäre ja auch gut gewesen, aber es war halt so her. weil er so permanent darauf bestanden hat, komme nur rein, wenn ich aufstehe und er mein Sitzkissen jetzt kontrollieren dürfte. Und da habe ich ihm dann gesagt, wie soll das gehen? Ich hatte im letzten Jahr aber auch so ein Erlebnis beim Lola Palosa. Graffiti trat er da auf und dann war ich da vor Ort. Und ich hatte kein Bändchen um. Das Bändchen sagte aber nur aus, dass ich in Begleitpersonen dabei war. Ich hatte aber keine Begleitpersonen dabei. Und dann wurde mir in der Tat, weil ich kein Bändchen am Arm hatte, der Zugang zum Rollstuhlplatz verwehrt. Und daraufhin habe ich dreimal gesagt, dass ich ja offensichtlich nicht im Rollstuhl sitze und ich schon dahin dürfte. Und irgendwann kam ein Supervisor und hat dann der Security, die vielleicht etwas verunsichert war, dann mitgeteilt, dass ich mich frei bewegen darf und wenn ich dahin möchte, dann auch dahin komme. Und wenn ich der Meinung bin, dass ich die Rampe hinterher alleine wieder hochkomme, auch ohne Begleitperson, ist das vollkommen in Ordnung. So was erlebt man immer wieder und ich glaube, da hat man auch dann viel zu erzählen und es ist das Amüsante. Aber die Gesellschaft, die damit wenig in Kontakt tritt, ich glaube, die kann sich gar nicht vorstellen, was wir quasi gefühlt täglich erleben. Genau deswegen machen wir diesen Podcast und genau deswegen haben wir dich heute auch eingeladen und ja, total spannende Einblicke, die man jetzt, wenn man sich nicht täglich mit dem Thema Sport und sowas alles auseinandersetzt hat, vielen, vielen Dank dafür, dass du dir da heute die Zeit genommen hast und uns mal zumindest ein ganz wenig in diese Welt mitgenommen hast. Das ist ja doch für einen Außenstehenden dann immer etwas schwer und ich habe jetzt richtig Lust, müssen wir mal gucken, mal zu einer Sportveranstaltung wieder zu gehen, mal gucken, was wir uns da mal raussuchen. Ja, da könnt ihr sehr gerne hingehen. Ja, du würdest uns nicht begleiten? Nein, also Christoph kann ja auch ohne Begleitperson, haben wir gerade gelernt. Ja, also Sportveranstaltungen sind nicht so mein Ding, aber ich fand es auch sehr spannend, einfach mal so auch den Perspektivwechsel zu haben. Christoph, geht es eigentlich, dass ich dich als meine Begleitperson mitnehme? Also ich kenne jetzt die Normen, dafür nicht die Regeln. Denn vor einigen Jahrzehnten war das noch so, dass eine Begleitperson in der Lage sein muss, die Person, die im Rollstuhl sitzt, beim Notfall irgendwo hintragen zu müssen. Und somit musste sie zwangsweise Fußgängerin sein. Aber in einer sehr inklusiven Welt probiere ich es immer mal wieder aus, mit einer Begleitperson, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt, irgendwo reinzukommen. Bei Konzerten beispielsweise oder auch schlicht und gleich bei Sportveranstaltungen. Und bei Konzerten will ich auch nochmal kurz sagen, in der Wuhlheide beispielsweise war ich vor ein paar Wochen, auch da hat man die vier Reihen auf zwei Reihen verkürzt und wir haben teilweise einiges nicht gesehen. Der Behindertenbeauftragte des Bezirkes ist mittlerweile eingeschaltet, weil es so wirkte, als ob die Aufkleber, die darauf hinwiesen, dass diese vier Reihen freizuhalten waren, schlicht und ergreifend um die Hälfte gekürzt wurde, um Gelder einzusparen. Und das ist natürlich eigentlich nicht der Grund, diese Dinge umzusetzen und von daher probiere ich es immer wieder auch mit Begleitpersonen im Rollstuhl reinzukommen und wenn einer mal sagt, nein. Dann gehe ich immer und frage, aber mein Partner, oder mein Partner, Mensch, aber in dem Fall bei dir, Arne, wäre es ja mein Partner, möchtest du doch bitte mitkommen, weil dann sind wir, ich sag mal, etwas unpolitisch auf der homophoben Ebene. Und diese plus die egoistische Schiene ist dann meistens immer ein Grund, da reinzukommen. Aber ich weiß wirklich nicht in der Tat, wie aktuell dazu die Gesetze sind. Ich gehe mal von aus, dass sie immer noch so sind wie früher und man müsste eigentlich Fußgänger sein. Dabei könntest du mich doch mit deinen starken Armen auch raustragen. Naja, wir probieren es mal lieber nicht aus. Ja, aber vielen, vielen Dank. Bei mir hast du auf jeden Fall wieder das Sportinteresse ein wenig geweckt. Die Vorfreude auf Olympia steigt auch bei mir. Bei Vanessa wahrscheinlich nicht so, weil sie weiß, dass ich dann abends wieder Olympia gucke. Ja, wir haben zum Glück zwei Fernseher. Du kannst in dem einen Guschle gucken, während ich dann Olympia gucke. Es gibt ja zum Glück bei Olympia so viele Sportarten, dass ihr euch zur Not vielleicht ein bisschen aufteilt. Wer weiß, bei Vanessa finden wir bestimmt noch irgendeine Sportart, die ihr gefällt. Wie Yoga. Ist das schon olympisch? Ich glaube, da müssen wir noch dran arbeiten. Noch nicht. Okay, super. Vielen, vielen Dank. Wir bleiben im Kontakt. Wir hören von dir. Und wer Interesse hat, hat mal sich ein bisschen mehr mit der Arbeit von Christoph auseinanderzusetzen. Der sollte mal auf der Webseite von Pfeffersport vorbeischauen. Vielleicht sollten wir noch einen Tipp hinten drauf geben. Welchen Tipp würdest du jemandem geben, der jetzt diese Podcast-Folge gehört hat, der mit einer Behinderung lebt und mit Sport anfangen möchte? Ich würde sagen, auf der einen Seite sollte man sich von Medizinern oder anderen Menschen, die immer sagen, das geht nicht, nicht den Wunsch und die Lust verderben lassen. Und dann sollte man sich an den jeweiligen Landessportbund seines Bundeslandes wenden und auch an den Behindertensportverband. Es gibt dort auch mittlerweile immer Inklusionsmanager, die entsprechende Ansprechpersonen sind, die dann genau wissen, für welche Sportart ist der Verein, vielleicht welcher Verein auch immer, günstig und dorthin wird dann entsprechend der Kontakt versehen. Wenn es bei uns zum Beispiel der Fall ist in Berlin, wir als Pfeffersportler haben auch eine Inklusionsmanagerin direkt im Verein, die dann auch entsprechend des Alters und der Voraussetzungen und des Wunsches, was möchte ich überhaupt machen, was mit Ball oder einfach nur bewegen am Abend, am Morgen, wie auch immer, dann möglichst passgenaue Gruppen beziehungsweise Angebote findet. Super, damit sportfrei und Vanessa hat noch eine Frage, bevor wir hier Schluss machen. Ich habe eine inhaltliche Frage. Wieso heißt es Pfeffersport? Pfeffersport heißt es deswegen, weil im Prenzlauer Berg es einen Bereich gibt, wo früher der Herr Pfeffer so um 1900 herum seine Brauerei aufbaute. Und alles, was aus diesem Bereich mehr oder weniger mal gegründet wurde, unter anderem die Pfefferwerk-Stadtkultur und wie er daraus dann später auch der Pfeffersport mit viel mit Pfeffer zu tun hat. Abgesehen davon sind wir auch einfach der schärfste Sportverein in der Galaxie und deswegen verbinden wir das Ganze miteinander. Bei Raurei habe ich zumindest Vanessa zum ersten Mal heute in der Podcast-Folge Vanessa's Augen glänzen sehen. Also das nächste Mal versprochen Vanessa geht es nicht um Sport, sondern wir suchen uns wieder ein Thema, wo du dann auch mehr Spaß dran hast. Sport laufen. Super, also in dem Sinne bleibt Vanessa und mir nur zu sagen, danke Christoph. Und bei uns beide bleibt unser übliches Schlusswort. Auf Wiederhören. Das war's für heute von Unbehindert. Wir sagen danke, dass ihr uns euer Ohr und Zeit geschenkt habt. Music.

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