#003 In 1 Sekunde vom Waschbrett zum Waschbär
Was bedeutet eine Querschnittlähmung
08.01.2024 22 min Arne Schöning
Zusammenfassung & Show Notes
Vom Waschbrett- zum Waschbär Bauch - Was eine Querschnittlähmung bedeutet, der Weg über das Krankenhaus in den Alltag und was dabei geholfen hat.
In dieser Folge vom unBehindert Podcast erfahrt Ihr mehr über die erste Zeit nach meinem Unfall, was mir geholfen hat die Barrieren in meinem Kopf zu beseitigen und mein Leben im Rollstuhl zu beginnen. Die eine oder andere lustige Geschichte aus dem Krankenhaus lässt euch hoffentlich schmunzeln.
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Viel Spaß beim Zuhören
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Bis zum nächsten Mal!
Vanessa Köllner und Arne Schöning
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Bis zum nächsten Mal!
Vanessa Köllner und Arne Schöning
Transkript
Bäm, da war er nun, der Waschbär, wo mal das Waschbrett war.
Die Kerze ist gar nicht immer die schlechteste Entscheidung.
Erstaunlich ist, dass dabei zwei Drittel Männer sind und ein Drittel Frauen.
Und wenn du nicht aufpasst, wirst du einen ordentlichen Bauch bekommen.
Willkommen bei Unbehindert, dem Podcast, der Barrieren bricht.
Hier sprechen wir über das Leben mit und ohne Behinderung, teilen inspirierende
Geschichten und beleuchten Barrieren, ohne die unser aller Leben leichter wäre.
Jetzt genießt die nächsten Minuten mit Vanessa und Arne.
Hallo und herzlich willkommen zur dritten Folge von Unbehindert.
Toll, dass ihr wieder dabei seid.
Wer die ersten Folgen schon gehört hat, wird ziemlich schnell merken,
heute ist was anders. Es fehlt Vanessa.
Zum Glück nur heute und für diese Folge. Sie ist gerade bei ihrer Familie in
Sachsen und besucht die.
Und da habe ich mir gedacht, ich nehme euch mit auf eine Reise.
Und zwar auf meine Reise vom Waschbrett zum Waschbär.
Und was was das bedeutet und was dahinter steckt, erfahrt ihr in der heutigen
Folge. Also, lasst uns loslegen. Viel Spaß!
In einem Song heißt es, ich bin einer von 80 Millionen.
Ich würde eher sagen, ich bin einer von 140.000, die in Deutschland mit einer
Querschnittlähmung leben.
Und ob man's glaubt oder nicht, täglich kommen ca. 6 hinzu.
Weltweit sogar alle 90 Sekunden. Und Und das finde ich schon eine durchaus große Zahl.
Erstaunlich ist, dass dabei zwei Drittel Männer sind und ein Drittel Frauen.
Da kann man schon mal sehen, Risikobereitschaft und immer die große Stärke markieren,
ist vielleicht nicht immer von Torte, liebe Männer. Das vielleicht so als ersten kleinen Tipp.
Die Frauen scheinen da doch ein wenig sorgsamer mit ihrem Körper umzugehen.
Soviel erstmal zur Statistik. Da machen wir mal einen Haken dran.
Gehen wir mal ein bisschen in Mideares.
Von einer Querschnittlähmung spricht man, wenn das Rückenmark durch eine Krankheit
oder Verletzung gequetscht, beschädigt oder durchtrennt ist.
Dann kann man noch unterscheiden zwischen kompletten und inkompletten Querschnittlähmungen.
Komplett bedeutet, dass wirklich der komplette Strang, das Nervenbündel,
das durch die Wirbelsäule, durch das Rückenmark geht, zertrennt worden ist.
Inkomplett ist, dass nur ein Teil dessen schädigt worden ist.
Und die Erfolgsgeschichten, die man dann so im Fernsehen oder auch bei dem einen
oder anderen YouTube-Video sehen kann.
Wenn dann nach einigen Monaten die Person wieder laufen kann,
das sind dann meistens inkomplette Querschnittlähmungen,
wo nur ein kleiner Teil beschädigt worden ist oder wo durch ein Tumor oder eine
Schwellung in der Nähe des Rückenmarks das Rückenmark gequetscht war und dadurch
die Lähmungserscheinungen gekommen sind.
Nach meinem Wissen stand, wenn es Ärzte gibt, Hörer oder Hörerinnen hier,
die was anderes wissen, ist bei einer kompletten Querschnittlähmung,
also einer wirklichen Durchtrennung des Rückenmarks, stand heute keine Heilungsmöglichkeit.
Bei Menschen, die sich ganz frisch verletzt haben, mittlerweile gibt es dort andere Therapiewege,
wo man das Ganze noch vielleicht ein wenig retten kann, aber grundsätzlich ist
eine Querschnittlähmung erst mal eine Diagnose, mit der man leben muss und die
einen dann den Rest des Lebens begleiten wird.
Und deswegen ist es wichtig, dass man dort weiter nach vorne schaut.
Ein Arzt, beziehungsweise der Arzt, der Chefarzt vom Unfallkrankenhaus in Marzahn in Berlin,
der mich operiert hat, hat zu mir immer gesagt, ich habe am Anfang immer von
Querschnittlähmung geredet und er hat mich jedes mal ermahnt und hat immer gesagt, so Arne,
das ist doch auch keine Schubslade.
Wir reden hier von Querschnittslähmung. Deswegen versuche ich mich jetzt in
dieser Folge auch da ein bisschen dran zu halten.
Wenn man einen Zeitungsartikel liest, dann ist es doch meistens so,
dass man das S mit reinschummelt.
Ich versuche mal in der Folge das Ganze zu verhindern.
Ob das mir glückt, weiß ich noch nicht.
Ihr könnt ja mal mitzählen, wie oft ich Querschnittslähmung sage.
Vielleicht trinke ich dann da drauf am Ende der Folge mal einen Schnaps oder sowas.
Grundsätzlich kann man sagen, nicht jede Querschnittlähmung ist gleich,
sondern die Konsequenzen sind bei jedem anders.
Unabhängig davon, auf welcher Höhe das Rückenmark beschädigt ist und was das
Ganze dann für Auswirkungen hat.
Also nur weil euch jemand sagt, er hat sich den fünften Halswirbel gebrochen,
heißt es noch nicht, okay der hat die und die und die Ausfallerscheinungen.
Das ist sehr sehr individuell, man kann das sicherlich grob einordnen,
aber bei jeder Person sind die Auswirkungen dann doch ein wenig anders.
Das macht es natürlich auch etwas herausfordernder bei Therapien, bei Hilfsmitteln.
Man muss bei jeder einzelnen Person gucken, was ist für diese Person genau das Richtige.
Was auf jeden Fall eine richtige Aussage ist, umso weiter oben die Verletzung
oder die Schädigung des Rückenmarks ist, umso größer sind die Auswirkungen.
Wenn ich mir also das Steißbein breche und dort das Rückenmark geschädigt ist,
habe ganz geringe Lehmungserscheinungen.
Im Halswirbelbereich sieht das Ganze dann schon anders aus.
Um das Ganze so ein bisschen zu unterscheiden, spricht man von Paraplegie und Tetraplegie.
Wer die Begriffe schon mal gehört hat, Paraplegie heißt, dass zwei Gliedmaßen,
in dem Fall also die beiden unteren Gliesmaßen, die Beine betroffen sind.
Von einer Tetraplegie spricht man, wenn alle vier Gliedmaßen betroffen sind,
also sowohl die Beine als auch die Arme. Und wer mich kennt.
Der weiß, ich mache keine halben Sachen.
Also bin ich mittlerweile vor über 20 Jahren kopfüber in einen flachen Pool
gesprungen und habe mir den fünften Halswirbel zertrümmert und natürlich das
Rückenmark zerschnitten.
Bam! Da war er nun, der Waschbär, wo mal das Waschbrett war.
Stichwort Bauchmuskellehmung. Ich bin also irgendwann nach Intensivstation und
den ersten Tagen im Krankenhaus aufgewacht und kann mich da noch,
naja, wahrscheinlich sind es eher Erzählungen, aber ich behaupte mal ich kann
mich noch daran erinnern, aufgewacht, habe im Bett gesessen und an mir heruntergeguckt
und meistens denkt man ja, ja man schaut dann auf die Beine oder irgendwelche anderen Dinge.
Was mir jetzt tatsächlich als erstes aufgefallen war, war mein in der kurzen
Zeit ordentlich gewachsenes Bäuchlein, eine sehr nette Krankenschwester,
lächelte mich an und sagte, tja, lieber Arne, da musst du dich wohl dran gewöhnen,
weil Sit-Ups werden definitiv nicht mehr zu deinem Morgensport gehören.
Deine Bauchmuskulatur wird immer mehr erschlaffen und wenn du nicht aufpasst,
wirst du einen ordentlichen Bauch bekommen.
Das ist bei vielen Tetra-Plägikern so. Was soll ich sagen, wer mich kennt in
live, die hat leider recht behalten.
Badeunfälle sind neben Motorrad- und Abisunfällen die häufigsten Ursachen für
eine Querschnittlähmung.
Das war mir ehrlich gesagt nicht bewusst, aber klar im Sommer bei hohen Temperaturen,
man ist leichtsichtig, hat gegebenenfalls noch was getrunken,
kennt die Gewässer nicht, in die man reinspringt, da hat man dann doch den ein
oder anderen Unfall oder auch auf Wasserrutschen.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie die Bademeister immer gesagt
haben, nicht zu dicht hintereinander rutschen.
Ja, ich habe mittlerweile Menschen kennengelernt im Krankenhaus,
die genau das gemacht haben und dann den Hacken eines guten Freundes in den Rücken bekommen haben,
sich dadurch die Wirbelsäule gebrochen haben oder der typische Flachkörper über die Wellen im Meer.
Hinter jedem Wellenberg kommt auch ein Wellental und darunter dann sehr viel
Sand, wo man gerne mal mit dem Kopf drin stecken bleibt.
Wenn dann das Körpergewicht nachschiebt. Irgendwann gibt dann halt die Halswirbelsäule mal nach.
Also von daher, ich hätte es auch besser wissen sollen als Rettungsschwimmer.
Beim Sprung ins Wasser, die Kerze ist gar nicht immer die schlechteste Entscheidung.
Ich bin mit meinem Badeunfall oder meiner männlichen Dummheit,
also einer von vielen, das fühlt sich im ersten Moment tatsächlich überhaupt nicht so an.
Man fühlt sich ganz schön einsam, hat dabei auch noch verdammt viele Schmerzen.
Das ist also tatsächlich so, wie man sich das vorstellt. Der erste Moment ist wirklich beschissen.
Man wird aus seinem Leben rausgerissen und muss sich komplett neu ordnen.
Ich habe da auch so meine Zeit gebraucht
und man müsste jetzt mal Menschen fragen, die dabei gewesen sind.
Aber ich glaube, war auch nicht immer fair zu meinem Umfeld.
Man gibt anderen die Schuld.
Man ist unzufrieden, man ist unglücklich. Mir hat geholfen, dass ich am Ende
ja selber schuld gewesen bin.
Und das musste ich mir dann auch eingestehen. Ich bin schließlich freiwillig
in diesen Pool gesprungen.
Das hat mir persönlich geholfen, dass ich jetzt niemanden anderen habe,
dem ich die Schuld geben kann.
Die Zeit im Krankenhaus habe ich dafür gebraucht. Ich denke,
über die Phase werden wir bestimmt auch noch mal noch eine Extra-Folge machen.
Wenn es euch interessiert, dann schreibt es doch einfach mal in die Kommentare.
Dann würde ich, wenn Vanessa wieder unterwegs ist, dazu eine ausführlichere
Folge machen. Die offensichtlichste Veränderung ist natürlich die Tatsache,
dass ich ab dem Zeitpunkt vier Rollen unterm Arsch zum Laufen brauche.
Das ist das, was man von außen sieht, worüber auch immer gesprochen wird,
ach, du kannst nicht mehr laufen und der Rollstuhl,
aber es gibt natürlich noch wahnsinnig viele Extras, die man so kostenlos mitbekommt,
wenn man querschnittgelähmt ist, ohne dass man da vorher gefragt wird oder man sie bestellt hätte.
Wer denkt bei Querschnittlähmung schon so im ersten Moment an Kreislaufprobleme,
Phantomschmerzen, Spastiken, eingeschränkte Lungenfunktionen,
Blasen, Mastdarmlähmung und in meinem Fall auch gleich noch gelähmte Finger.
Also ein ziemlich bunter Strauß, der eine extreme Umstellung für den Alltag darstellt.
Da hören sich dann sechs Monate Krankenhaus zwar verdammt lang an,
aber wenn man überlegt, dass es ja eigentlich eine Zeit ist,
wo man alles neu lernen muss,
was vorher in der Kindheit, in der Pubertät zur Selbstverständlichkeit und zur
Normalität geworden ist.
Essen, auf Toilette gehen, Zähne putzen, Haare kämmen, den Rollstuhl zu bedienen,
zu wissen, was passiert, wenn einem der Kreislauf mal weggeht.
Was bedeuten bestimmte Schmerzen, wie reagiert der Körper, wie kommuniziert der Körper mit einem.
Dann sind sechs Monate wieder eine verdammt kurze Zeit.
Im Rückblick habe ich vermutlich eine ziemlich geschönte Erinnerung.
Was man natürlich nicht verschweigen darf, sind die Schmerzen und vor allem
auch die Zukunftsängste, die man da hat.
Das ist für den Kopf schon eine große Umstellung.
Das dauert auch so seine Zeit. Nicht nur der eigene Kopf ist betroffen,
sondern natürlich auch das gesamte Umfeld.
Ich habe damals festgestellt, die wussten natürlich auch alle nicht,
wie sie damit umgehen sollten, wie sie auf mich zugehen sollen.
Das hat eine ganze Weile gedauert, bis da wieder Normalität eingetreten ist.
Ich bin der festen Überzeugung, dass da vor allem die Gespräche mit anderen
Menschen, die schon länger mit einer Querschnittdämmung leben, hilfreich waren.
Sowohl für mich selbst, als auch für mein Umfeld. Ich kann euch also nur empfehlen,
sucht gerade in dieser Phase Kontakt zu anderen Menschen, die in einer ähnlichen Situation leben.
Hört euch deren Geschichten an, fragt ruhig, wie sie mit einer bestimmten Situation umgegangen sind,
vor einer Barriere, vor der ihr gerade steht und damit meine ich nicht die Barrieren,
dass es eine Bordsteinkante gibt, sondern auch andere Dinge,
die man sich fragt, wie geht das
weiter, was ist mit Job, was ist mit Partnerschaft, was ist mit Wohnung,
was es mit Alltagsgeschichten.
Dann aus den vielen Geschichten, die euch erzählt werden, suche das raus, was für euch passt.
Der zweite große Faktor und das hört sich jetzt ein bisschen lame an, aber es ist die Zeit.
Zeit und Geduld. Geduld war und ist eigentlich immer noch nicht meine Stärke.
Es war mein größtes Problem, aber ich hätte damals auch nie gedacht,
dass ich irgendwann so glücklich lebe, wie ich jetzt lebe.
Ich glaube auch nicht, dass man das erzwingen kann, sondern dem Ganzen muss
man einfach die Zeit geben.
Ich hatte damals das Glück, dass ich ziemlich tolle Zimmernachbarn hatte,
andere Mitpatientinnen und
auch das Pflegepersonal auf der Station war wirklich ziemlich cool drauf.
Hatten damals auch noch eine bessere Personalsituation als heute,
das muss man wohl zugeben.
Und auch die Angehörigen hatten eine große Bedeutung. Wenn man so lange im Krankenhaus
ist, dann lernt man natürlich auch den Besuch kennen, die Familien,
die Freunde kennen, die regelmäßig kommen. Und wir haben versucht,
uns das ganz so angenehm wie möglich zu machen.
Da haben dann alle angepackt, die Angehörigen, das Pflegepersonal,
diejenigen, die wieder laufen konnten.
Da wurden Betten geschoben, Menschen im Rollstuhl von A nach B geschoben,
der ein oder andere ist zum Supermarkt um die Ecke gefahren,
hat auf seinem Schoß die Kiste Bier geholt oder die Angehörigen haben was mitgebracht.
Das war eine tolle Gemeinschaft und das hat auch sehr geprägt.
Da gab es so die ein oder andere legendäre Party, an die ich mich auf jeden
Fall noch zurückerinnere.
Eine Geschichte hier vielleicht an der Stelle, also mein erstes Bier wurde definitiv
zum lustigen Show-Act für alle anderen, für mich zu einer doch etwas unangenehmeren Lehrstunde.
So ein Rollstuhl hat ja Bremsen. Was soll ich euch sagen? Die sollte man benutzen.
War mir zu dem damaligen Zeitpunkt natürlich noch nicht klar.
Also habe ich mich total über das erste Bier nach sehr langer Zeit gefreut und
irgendwann hat sich mein Rollstuhl anscheinend mitgefreut, ist also losgerollt weg vom Tisch.
Die Flasche ist umgefallen. Ich natürlich auch mit meinem Oberkörper.
Es liegt sich nicht sonderlich angenehm mit dem Kopf auf der Tischplatte mitten in der Bierlache.
Aber mal abgesehen von dem Bierfrevel, den ich da begangen habe,
war das natürlich gutes Learning.
Oberkörperstabilität ist nicht mehr die, die sie mal war und so eine Bremse
hat ihren Sinn. Ist mir tatsächlich auch kein zweites Mal passiert.
Das war eine harte Schule, die aber viel geholfen hat.
Die Menschen im Krankenhaus versuchen ein wahrscheinlich auch genau durch solche
Erlebnisse, auch wenn man es nicht merkt, das ist ja keine keine Therapie,
aber solche Alltags Erlebnisse dann auch auf das Leben da draußen,
also außerhalb vom Krankenhaus vorzubereiten.
Auch wenn das mit den unterschiedlichen Charakteren und den unterschiedlichen
Vorleben, die die Patientinnen haben, sicherlich keine leichte Aufgabe ist.
Hinzu kommt ja, dass das Krankenhaus noch eine extrem idealisierte Welt ist.
Man trifft Menschen oder man lebt für eine Zeit mit Menschen zusammen,
die alle in der gleichen Situation sind.
Also alle mit dem Rollstuhl unterwegs sind, frische Verletzungen haben oder
zu Routineuntersuchungen im Krankenhaus sind.
Da hat es natürlich den Riesenvorteil, dass man sehr viel von den Erfahrenen,
von denen, die schon lange sitzen, lernen kann. Aber man lebt natürlich in einem Kokon.
Es sind ständig Therapeuten, Ärzte, Pflegepersonal da.
Wenn man also was braucht oder wenn einem was runterfällt, wenn man was nicht
weiß, es wird einem immer geholfen.
Dazu kommt, dass so ein Krankenhaus im Regelfall zu 100 Prozent barrierefrei ist.
Dass also sämtliche Türen elektrisch sind, dass überall Fahrstühle sind,
die Tische unterfahrbar, die Waschbecken unterfahrbar sind. Man hat genug Platz,
man hat ein höhenverstellbares Bett.
Man hat im Regelfall sehr wenig Stufen oder auch ausgewogene Schrägen.
Das ist ein ziemlicher Kokon, in dem man lebt, aber irgendwann ist dann der
Tag auch nach sechs Monaten erreicht und dann kommt der Realitätscheck.
Und der kommt spätestens beim ersten Ausflug einmal schön durch Kreuzberg über
das Kopfsteinpflaster und den Müll, der dort rumliegt und die Bordsteinkanten,
die nicht abgesenkt sind.
Da merkt man dann erst, was es wirklich bedeutet, mit dem Rollstuhl den Rest
des Lebens zu verbringen.
Umso wichtiger, ab dem Zeitpunkt heißt es dann, Kopf hoch und nach vorne schauen.
Seine eigenen neuen, für sich richtigen Wege finden, um die Barrieren,
die natürlich auf einen zukommen, dann zu umfahren.
Da gibt es keine pauschale Regelung, da muss jeder seinen eigenen Weg finden.
Man kann natürlich immer so ein bisschen über den Tellerrand gucken,
was machen andere, wie sind andere damit umgegangen, dann schauen.
Was stört mich persönlich am meisten und wie kann ich das aus dem Weg räumen.
Ich kann allen sagen, die angehörige Freunde haben, die relativ neu in so einer
Situation sind und ich denke das spricht nicht nur für eine Querschnittlähmung,
sondern auch für andere Behinderungen, die vielleicht auch nicht so offensichtlich sind.
Und ja, es verändert sich verdammt viel im Leben, aber nicht zwingt alles zum Schlechteren.
Wenn man mit dem Gedanken im Kopf durch die Welt geht, ist die eine oder andere
Barriere deutlich kleiner, als sie auf den ersten Blick wirkt.
Auf keinen Fall sollte man sich von der medialen Darstellung täuschen lassen, wie bei GZSZ.
Denn so ein Film oder eine Serie kann niemals die Realität darstellen.
Zumal, was ein bisschen schade ist, die DarstellerInnen meistens selber gar
nicht mit einer Behinderung leben, sondern sich...
Versuchen müssen in diese Situation hinein zu versetzen, was aus meiner Sicht nicht möglich ist.
Ich bin selbst immer ein bisschen hin und her gerissen, ob ich es gut finden
soll, dass durch solche Darstellungen die Themen von Menschen mit Behinderung
in der Öffentlichkeit präsenter sind.
Oder ob mir diese Darstellungen, die dann meistens als Opfer oder als Held dargestellt
werden, mich nerven und die damit falsch vermittelten Narrative die Gesellschaft dann prägen.
Also meine Oma hat mich immer ständig wieder angerufen, hat gesagt,
Junge, ich habe gesehen da in dem Fernsehfilm, der kann wieder laufen,
das wird bei dir auch so sein.
Nein Oma, das war teilweise schwerer ihr das zu erklären, dass das Fernsehen
ist und die Realität leider anders aussieht.
Das würde mich mal interessieren, wie seht ihr das?
Schreibt es doch einfach in die Kommentare oder auf unserer Webseite in unser
Kontaktformular unter www.unbehindert-podcast.de. Wie seht ihr die mediale Darstellung
von Menschen mit Behinderung?
Dass ich heute da stehe bzw. sitze, wo ich bin und mich unbehindert fühle,
habe ich natürlich meiner positiven Einstellung zu verdanken und der Tatsache,
dass Vanessa und ich uns nicht behindern lassen.
Aber auch ganz vielen anderen Menschen, die mich auf dem Weg begleitet haben.
Ich finde, diese Folge ist ein ziemlich guter Moment, um Danke zu sagen.
Danke an Familie, Freunde, Kolleginnen, Ärzte, TherapeutInnen und auch vor allem
Danke an die ganzen kleinen wertvollen Begegnungen, die ich so hatte.
Denn es kommen immer wieder Menschen in mein Leben, die mich kurzzeitig inspiriert
haben, die mich kurzzeitig begleitet haben, die selber vielleicht gar nicht
genau wissen, dass sie mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.
Also von mir von ganzem Herzen an all diese Menschen, Danke.
Ja und wie immer zum Schluss einer Folge hier noch der Quicktipp in diesem Podcast
kann ich sicherlich nicht alle Themen rund um das Thema Querschnittdämmung behandeln,
wird immer wieder mal Thema sein aber wir haben ja auch HörerInnen die sich
mit anderen Themen beschäftigen und mit anderen Barrieren die wollen wir natürlich nicht langweilen.
Wer aber Freunde, Bekannte in der Situation hat oder selber in der Situation
ist und sich mit dem Thema mehr auseinandersetzen möchte, es gibt in Deutschland
die Fördergemeinschaft der Querschnittgelehmten.
Den Link packen wir in die Shownotes und dort findet dann eine Beratung von
Betroffenen für Betroffene und deren Angehörigen statt. Das sind unterschiedliche
Fachgruppen, Stammtische.
Wer sich also mit dem Thema beschäftigen will, kann mir natürlich schreiben.
Ich werde bestmöglich versuchen zu antworten, aber kann sich auch an die Fördergemeinschaft
wenden und dem wird dort geholfen.
Nutzt also gerne diese Möglichkeit und meldet euch bei der Fördergemeinschaft.
Die freuen sich, glaube ich, auch über jedes Mitglied und über jeden Mitgliedsbeitrag,
um ihre Arbeit weiter zu finanzieren.
Ja, so schnell ist die Zeit schon wieder vorbei. Eine Folge Unbehindert gehört
der Vergangenheit an und ich habe es geschafft, eine ganze Folge ohne Vanessa.
Beim nächsten Mal ist sie zum Glück wieder dabei und wir haben auch ein neues Thema.
Bei dem Thema dann sogar mal einen Gast. Wir haben einen Assistenten von mir eingeladen.
Wir werden euch darüber berichten, was Assistenz ist, was sie für mein Leben,
für unser Leben bedeutet, wie Assistenz Barrieren in Luft auflösen kann und
was wir so für Geschichten erleben.
Ihr könnt euch also freuen. Bis dahin, auf Wiederhören. Das war's für heute von Unbehindert.
Wir sagen danke, dass ihr uns euer Ohr und Zeit geschenkt habt.
Eure Meinung und Gedanken sind uns wichtig. Lasst uns also in den Kommentaren
wissen, was euch für Themen bewegen.
Und wenn euch gefallen hat, was ihr gehört habt, hinterlasst uns gerne eine
Bewertung oder folgt uns auf unseren Social-Media-Kanälen.
Ihr findet uns auf TikTok, Instagram, Facebook und natürlich auf unserer Webseite
www.unbehindert-podcast.de.
Alle Links und weitere Infos gibt's natürlich in den Show Notes.
Damit ihr keine Folge verpasst, vergesst nicht, unseren Podcast zu abonnieren.
Bleibt neugierig, teilt eure Leidenschaften mit der Welt und macht sie zu einem
Ort mit weniger Barrieren. Bis zum nächsten Mal.
Music.
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